Diagnose HWS-Syndrom? Doch was heißt das überhaupt?
Oftmals gehen Betroffene wegen Nackenbeschwerden zum Arzt. Dieser Arzt macht dann ein paar Tests und möchte herausfinden, was die Ursache für die Schmerzen in der Halswirbelsäule ist.
Nicht immer kann dann eine klare Ursache gefunden wird. Dann lautet die Diagnose: HWS-Syndrom.
Doch was heißt das eigentlich genau? Was verbirgt sich dahinter? Und wie kannst du die Beschwerden eines HWS-Syndroms behandeln?
Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.
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Was ist das HWS-Syndrom?
Die Diagnose HWS-Syndrom bezeichnet keine konkrete Erkrankung oder Verletzung, die auf eine bestimmte anatomische Struktur zurückzuführen ist.
Vielmehr steht HWS für Halswirbelsäule. Und das HWS-Syndrom ist eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl unterschiedlicher orthopädischer und / oder neurologischer Beschwerden im Schulter-Nacken-Arm-Bereich.
Nicht immer ist die Ursache genau definierbar.
Der rote Halswirbel (C7) markiert den Übergang zur Brustwirbelsäule.
Du wirst die Diagnose HWS-Syndrom also dann bekommen, wenn du wegen Schmerzen - mitunter auch Funktionsstörungen - zum Arzt gehst.
Das kann "nur" hartnäckige, schmerzhafte Verspannungen umfassen. Aber auch Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule oder ausstrahlende Schmerzen in den Armen, bis hin zu Taubheits- und Kribbelgefühle im Schulter-Arm-Bereich.
Nicht immer ist klar, was die genaue Ursache für die Beschwerden ist. Insbesondere wenn keine konkrete Verletzung vorliegt, ist eine punktgenaue Diagnose schwierig.
Dann greifen Ärzte gern auf diese ungenaue Bezeichnung zurück. Für die Betroffenen stehen dann Fragen im Raum, wie:
- Woher kommen meine HWS-Beschwerden?
- Wie schlimm steht es um meine Halswirbelsäule ?
- Was kann ich aktiv dagegen tun?
Doch du darfst durchatmen: Denn die meisten HWS-Beschwerden sind nicht so schlimm, wie sie weh tun. Du darfst sie vielmehr als ein Warnsignal verstehen, dass du etwas machen solltest, bevor eine Verletzung eintritt.
Wie schlimm ist dein HWS-Syndrom wirklich?
In den meisten Fällen ist ein HWS-Syndrom nicht so schlimm. Hunde die bellen, beißen nicht. Doch es gibt sie: Die Fälle, in denen die Schmerzen auf ernsthafte Verletzungen zurückzuführen sind. Wenn du also feststellst, dass die Schmerzen bei dir mit einem der folgenden Symptome auftreten, suche dir bitte einen Arzt oder eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt:
- Taubheitsgefühle im Schulter-Arm-Bereich (manchmal auch im Bein),
- Lähmungserscheinungen,
- Gangstörungen, Inkontinenz oder Schwierigkeiten den Stuhl zu halten,
- Schwindel bei Kopfbewegungen oder
- unerklärlicher Gewichtsverlust.
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Welche Symptome hat das HWS-Syndrom?
Unsere Halswirbelsäule ist ein anatomisches Meisterwerk.
Auf engstem Raum laufen unzählige Nerven-, Blut- und Lymphbahnen, die sowohl zum Kopf als auch von dort in den Körper führen.
Insgesamt besteht die Halswirbelsäule aus 7 Wirbelkörpern.
Die ersten beiden Wirbelkörper (Atlas und Axis) stellen dabei noch einmal eine Besonderheit dar.
Der Atlas (auch C1 genannt) trägt die Hauptlast des Kopfes. Gemeinsam mit dem Axis (auch C2 genannt) bildet er die Kopfgelenke und ist hauptsächlich für die Drehung des Kopfes zuständig.
Gemeinsam machen sie etwa 70% (!) der Beweglichkeit im Verhältnis zum Rumpf aus. Diese Besonderheit wird noch einmal wichtig, wenn wir zu den Ursachen des HWS-Syndroms kommen.
Aus der Halswirbelsäule treten jede Menge Nerven aus, welche die Muskulatur im Nacken, aber auch in den Armen, um das Schulterblatt und das Zwerchfell ansteuern.
Je nach Lage der Beschwerden lassen sich also auch Rückschlüsse ziehen, woher die Beschwerden genau kommen. Zusätzlich können auch Schwindel, Seh- und Hörstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Atembeschwerden auftreten.
Je nachdem welche Symptome auftreten, lässt sich noch mal ein oberes, mittleres und unteres HWS-Syndrom unterscheiden:
#1 oberes HWS-Syndrom
Bei einem HWS-Syndrom im oberen Bereich der Halswirbelsäule ziehen die Schmerzen häufig in den Hinterkopf, über die Ohren bis zur Stirn.
Die Beschwerden werden oft als ziehende oder stechende Schmerzen beschrieben.
#2 mittleres HWS-Syndrom
Bei einem HWS-Syndrom im mittleren Bereich sind häufig die Bereiche zwischen den Schulterblätter, die Schultern bis in die Arme betroffen. Es kann auch zu Taubheitsgefühlen und sogar Lähmungen kommen.
Häufig klagen Betroffene auch über ein Gefühl der Instabilität in der Schulter.
#3 unteres HWS-Syndrom
Aus den unteren Segmenten der HWS kommen die Nerven, welche hauptsächlich die Arme und Hände ansteuern. Entsprechend treten die Beschwerden in Nacken und in diesem Bereich auf.
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Welche Ursachen hat das HWS-Syndrom?
Wir haben gesehen, dass ein HWS-Syndrom eine Vielzahl an Symptomen beinhalten kann. Entsprechend groß sind auch die mögliche Ursachen.
Bewegungs- und Schlafmangel, Stress, Schleudertrauma oder Bandscheibenvorfall sind dabei nur einige der möglichen Gründe für Schmerzen. Nachfolgend schauen wir uns die möglichen Ursachen etwas genauer an. Was trifft auf dich zu?
- Bewegungsmangel: Bewegungsmangel fördert körperliche Entzündungen und Stress. Beides begünstigt Muskelverspannungen im Nackenbereich.
- Stress: Stress ist das neue Statussymbol unserer Generation. Wer nicht gestresst ist, macht einfach nicht genug. Dabei führt Stress zu hartnäckigen Verspannungen, fördert Entzündungen und steigert die empfundene Schmerzintensität.
- Degenerative Veränderungen: Altersbedingte Abnutzungserscheinungen an Wirbelkörpern und Bandscheiben sind so normal, wie Falten im Gesicht. Meistens merken wir davon gar nichts. Manchmal sind sie aber auch ein Einflussfaktor, um das HWS-Syndrom behandeln zu können.
- Unfälle: Schleudertraumata oder Gehirnschütterungen sorgen fast immer für eine starke Reaktion des zentralen Nervensystems, die sich im Nacken spürbar macht. Manchmal auch noch, wenn der Unfall bereits Jahre zurückliegt und die Folgen erst durch vermehrten Stress bemerkbar werden.
- Erkrankungen: Chronische Entzündungen, Entzündungen im Bereich der Wirbelkörper oder Tumore können das HWS-Syndrom auslösen.
- Eingeschränkte Atmung: Durch übermäßiges Sitzen ist unser Zwerchfell als wichtigster Atemmuskel häufig in seiner Funktion eingeschränkt. Dann müssen häufig kleinere Muskeln im Hals-Nacken-Bereich bei der Einatmung unterstützen.
Diese Ursachen werden häufig von Ärzten und Therapeuten angeführt. Selten wird dabei geschaut, welche Bewegungsmuster dahinterstecken, die beispielsweise eine Entzündung der Facettengelenke oder einen Bandscheibenvorfall begünstigen.
Schauen wir uns darum nachfolgend die funktionellen Ursachen genauer an.
Funktionelle Ursachen für ein HWS-Syndrom
Wenn du meinem Blog schon eine Weile folgst, weißt du, dass ich ein großer Freund von Prof. Dr. Stuart McGill bin.
Er hat die letzten 30 Jahre damit verbracht, den unteren Rücken zu untersuchen, Verletzungsmechanismen für Bandscheibenvorfälle sowie andere Rückenschmerzen wissenschaftlich belegt und Lösungsstrategien entwickelt.
In letzter Zeit experimentiere ich damit, seinen Ansatz auf die Halswirbelsäule zu übertragen. Bis jetzt erziele ich sehr gute Ergebnisse damit, um ein HWS-Syndrom behandeln zu können.
Beispielsweise hatte ein Klient nach einem Bandscheibenvorfall in der HWS über ein halbes Jahr mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in der Schulter zu tun.
Wir analysierten den Unfallhergang, der ähnlich war, wie ihn McGill beschreibt: Starke Flexion und Rotation der HWS.
Anschließend betrachteten wir seine Bewegungsmuster und stellten fest, dass seine obere HWS sehr fest, die untere sehr beweglich und die BWS auch sehr unbeweglich war.
Folgen wir dem Joint-by-Joint-Ansatz von Gray Cook, sollte es genau anders herum sein.
(Erinnere dich daran, dass 70% der HWS-Beweglichkeit von Atlas und Axis kommt.)
Ist zusätzlich die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule eingeschränkt, muss die untere HWS die Misere ausbaden. Die Folge können Reizungen, Entzündungen oder andere degenerative Abnutzungserscheinungen sein.
Bedenke auch: Degenerative Abnutzungserscheinungen sind völlig normal und müssen nicht mit Schmerzen zusammenhängen.
Im Falle meines Klienten stand der Fahrplan fest, um das HWS-Syndrom behandeln zu können:
- Wir stellten seine Schmerzauslöser fest: Starke Beugung und Rotation der HWS und stellten sie ab, bis die Symptome nachließen
- Zusätzlich mobilisierten wir die obere HWS und die Brustwirbelsäule und
- stabilisierten die untere HWS.
Ähnliche Erfahrungen durfte ich bereits mit anderen Klienten sammeln. Die bisherigen Fälle reichen allerdings nicht aus, um eine allgemein gültige Aussage tätigen zu können. Vielleicht sind wir damit aber auf einer heißen Spur, um die funktionellen Ursachen zu beseitigen und ein HWS-Syndrom behandeln zu können.
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Übungen, mit denen du das HWS-Syndrom behandeln kannst
Um ein HWS-Syndrom behandeln zu können, werden oftmals Dehnübungen empfohlen. Wenn diese jemals funktioniert hätten, wären alle Menschen verspannungsfrei und hätten keine körperlichen Probleme.
Sind wir aber nicht. Deswegen bekommst du von mir auch keine Dehnübungen.
Stattdessen lernst du aktive Mobilisierungsübungen für die obere Hals- und Brustwirbelsäule kennen. Zusätzlich lernst du eine einfache Kräftigungsübung für den Nacken kennen und eine Übung für die Augen.
Mit diesen vier Übungen bist du bestens ausgestattet, um ein HWS-Syndrom behandeln zu können.
Übung #1: Mobilisierung der oberen HWS
Zunächst starten wir mit einer einfachen Mobilisierung der oberen Halswirbelsäule.
Zwar lässt die Halswirbelsäule auch Drehbewegungen zu. Jedoch fehlt vielen Menschen das Körpergefühl, um die Rotation tatsächlich aus der oberen HWS auszuführen.
In meinen Personal Trainings konzentrieren wir uns daher auf Vor-und-zurück-Bewegungen. Drehbewegungen kommen in späteren Trainingsphasen dazu.
Und so funktioniert die Übung aus:
Stelle dich aufrecht hin. Schiebe Stirn und Kinn parallel nach vorn.
Nur so weit, wie es schmerzfrei möglich ist!
Kehre die Bewegung dann um und ziehe Stirn und Kinn parallel nach hinten.
Halte die Position kurz, mache bewusst ein Doppelkin und drücke die Zunge oben gegen den Gaumen. So erhöhst du noch die Muskelaktivität der tiefen Halsbeuger.
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Mehr InformationenMache davon 8 bis 10 langsame und kontrollierte Wiederholungen. Du kannst die Übung immer wieder über den Tag verteilt ausführen.
Übung #2: Mobilisierung der Brustwirbelsäule
Durch Bewegungsmangel und übermäßiges Sitzen ist die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule häufig eingeschränkt. Oftmals fällt es schwer, die BWS gezielt anzusteuern.
Um diese Hürde spielend zu meistern, greifen wir auf einen Trick zurück. Indem wir ein Gummiband wie dieses hier (Affiliate Link) um die Brustwirbelsäule legen, erhalten wir einen taktilen Reiz und es fällt uns leichter, die BWS gezielt zu bewegen.
Und so sieht die Übung aus:
Lege ein Gummiband um die Brustwirbelsäule und halte es mit den Händen fest.
Setze dich auf die Fersen. Die Hände sind etwa eine Handbreit von den Knie weg.
Beuge und strecke die Wirbelsäule nun da, wo du den Druck des Bandes auf dem Rücken spürst.
Halte die Endposition jeweils für einen kurzen Augenblick.
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Mehr InformationenBewege dich langsam und kontrolliert und mache 8 bis 10 Wiederholungen.
Übung #3: Kräftigung der unteren HWS
Wir haben weiter oben bereits gesehen: Die meiste Beweglichkeit (knapp 70%) der Halswirbelsäule kommt von Atlas und Axis. Nach unten hin nimmt die Beweglichkeit ab.
Lediglich für die Rückbeugung ist die untere HWS anatomisch besser geeignet (Übrigens ähnlich wie die Lendenwirbelsäule).
Darum werden wir die Halswirbelsäule isometrisch in der sogenannten Nullstellung kräftigen. Lediglich ein Gummiband gibt wieder die Zugrichtung vor und ermöglicht das Training unterschiedlicher Halsmuskeln.
Und so funktioniert die Übung:
Befestige ein Gummiband etwa auf Stirnhöhe.
Lege das Gummiband um die Stirn und bringe es auf Spannung. Bringe den Kopf dabei in möglichst neutraler Position.
Halte die Position nun für 15 Sekunden. Dann drehst du dich um 45°. Halte auch diese Position für 15 Sekunden.
Wiederhole die Übung, bis du den Nacken einmal komplett in 360° trainiert hast.
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Mehr InformationenFrage an dich: Gab es eine Position, welche dir schwerer gefallen ist als andere? Wenn ja, dann hast du schon einen Schwachpunkt gefunden.
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Jetzt bist du dran!
Da du den Artikel bis hierhin gelesen hast, gehe ich davon aus, dass du ernsthaft daran interessiert bist, deine körperlichen Beschwerden loszuwerden.
Leider ist es nicht immer leicht, die richtigen Übungen zu finden. Vor allem weil du bei Google oft widersprüchliche Vorschläge findest.
Jedoch gibt es eine Trainingsmethode, die für jeden Trainingsstand und jedes Alter geeignet ist: Die kontrollierten Gelenkrotationen. Ich nutze sie mit jedem Kunden, egal was er hat.
Damit auch du in den Genuss dieser Trainingsmethode kommst, habe ich das eBook "Schmerzfrei und beweglich mit Gelenkrotationen" erstellt. Darin erfährst du, wie die Gelenkrotationen funktionieren und wie du sie für deine Ziele nutzen kannst.
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